Roland Juno | Roland Space Echo | Aus der Werkstatt

Aus der Werkstatt: Boss Space Echo RE-20

Sync Erweiterung

Alles schön im Takt

Mit dem RE-20 hat Roland unter der Marke Boss vor vielen Jahren einen digitalen Clone des legendären Bandechos RE-201 auf den Markt gebracht. Auch wenn es den mystischen Klang des Originals nicht besitzt, ist es ein wunderbares Effektgerät, das vielseitig einsetzbar ist. Gus Gus beispielsweise nutzt es für die Vocals.

Leider fehlt dem Gerät eine wichtige Fähigkeit: Die Möglichkeit zur Temposynchronisation mit anderen Geräten. Nichts ist ärgerlicher als Echos, die nicht sauber auf den Schlag kommen.

Roland hat dem Gerät einen Tap Button geschenkt, mit dem man manuell das Tempo per im-Takt-antippen eingeben kann. Auf diese Weise ist nie und nimmer ein Tempo genau einstellbar, zumal das Gerät das ermittelte Tempo auch nicht anzeigt. Aber: Wo ein Button ist, ist ein Kabel, ist ein elektrisches Signal. Und wo ein elektrisches Signal ist, ist ein Modder, der sich das zu Nutze macht, nicht weit entfernt. Wie man das RE-20 so erweitert, dass es über einen Sync Eingang mit einem externen Tempo Signal gesteuert werdern kann, kannst du unten nachlesen. Die Anregung zu diesem Mod stammt aus dem Mod Wiggler Forum.

Falls du die Modifikation nicht selber machen willst, übernehme ich das gerne für dich. Schicke mir dazu bitte eine Nachricht über das Kontaktformular.

Boss RE-20 face place

Benötigte Teile und Werkzeug

Für diese Arbeiten benötigst du:

  • Einen Transistor, einen Widerstand und einen 3.5mm Mono-Jack (die konkrete Liste findest du unten)
  • Eine kleine Lochrasterplatine
  • 2 x 50 cm Elektronikdraht (Amazon Partner Link)
  • Mittlerer Kreuzschlitzschraubenzieher
  • Schraubenschlüssel
  • 3mm und 7mm Metallbohrer und Bohrmaschine, ggf. Körner (Amazon Partner Links)
  • Seitenschneider und Abisolierzange (Amazon Partner Link)
  • Lötkolben (besser Lötstation) und Lötzinn
  • Heissklebepistole (Amazon Partner Link)
  • Dein Smartphone, damit du von allem, was du demontierst und aussteckst vorher ein Foto als Referenz machen kannst
  • Geduld und sorgfältiges Arbeiten

Öffnen des Gehäuses und Demontieren der Platinen

Es sollte klar sein, dennoch zur Sicherheit: Bevor du beginnst, wird das Gerät ausgeschaltet und vom Netz getrennt. Am besten lässt du es 30 Minuten vom Netz getrennt, bevor du es öffnest, damit sich allfällige Restladung in den Kondensatoren entladen kann.

Um die Modifikationen machen zu können, müssen wir das Gerät komplett ausräumen. Es gibt also einiges zu demontieren.

Als erstes entfernst du sämtliche Knöpfe auf der Oberseite. Diese kannst du einfach abziehen. Danach schraubst du mit dem Schraubenschlüssel auf der Rückseite die Muttern der Jack-Eingänge ab. Auf der Unterseite löst du die Kreuzschlitzschrauben und nimmst den Boden ab. Das Batteriefach ist rechts oben am Jack Board eingesteckt. Ziehe den Stecker ab, bevor du das Fach entfernst (gelber Kreis).

Als nächstes ziehst du die beiden weissen Stecker links und rechts am unteren Rand der Platine ab (weisse Kreise). Sei bitte vorsichtig und ziehe gleichmässig. Wenn die Stecker stark halten, kannst du versuchen, links und rechts seitlich an der Buchse die Fixierungen zur Seite zu drücken. Danach entferne die kleine Platine rechts oben (roter Kreis) mit der Buchse des Netzteils, indem du diese nach oben ziehst. Zum Schluss entfernst du die acht Schauben, mit welchen die Platine am Gehäuse befestigt ist. Ziehe nun die Platine horizontal nach hinten, so dass die Jack-Buchsen aus den Gehäusebohrungen gezogen werden. Die Platine sollte jetzt frei sein. Lege sie zur Seite.

Kleiner Tipp: Wenn du die Schrauben auf ein Blatt Papier oder ein Stück Karton in der Anordnung, wie du sie abgenommen hast, legst und mit Klebeband fixierst, verlierst du nicht nur keine Schrauben, sondern kannst die gleichen Schrauben beim Zusammenmontieren wieder am richtigen Ort montieren.

Unter dem Jack Board kommt eine Kunststofffolie hervor. Entferne diese ebenfalls.

Darunter liegt eine weitere Platine, das Panel Board. Bevor du dieses abschraubst, drehe das Gerät um und entferne sämtliche Kontermuttern auf der Face Plate, die unter den Knöpfen, die du schon abgenommen hast, hervorkommen. Dannach löse die elf Schrauben der Platine und entnehme diese.

Bohrung für den 3.5mm Jack

Glücklicherweise hat Boss auf dem Gerät eine Ausspahrung für einen Midi-Anschluss vorgesehen, diese dann aber nicht benutzt. An dieser Stelle montieren wir unseren 3.5mm (1/8) Mini-Jack. Wähle einen Kobiconn 161-1640-EX, weil dieser klein und kurz genug ist, um gerade gut in den begrenzten Platz zu passen. Grössere Buchsen würden an andere Bauteile anstossen.

Da wir das Gehäuse vollständig ausgeräumt haben, können wir ohne Risiko an der entsprechenden Stelle ein Loch durch die Abdeckplatte bohren. Dabei ist dessen Position sehr wichtig, denn der Mini-Jack muss oberhalb der obersten Platine zu liegen kommen. Auf dem nachfolgenden Foto siehst du dessen Position. Tiefer (in Richtung Oberseite) darfst du ihn nicht setzen, sonst wird er von der obersten Platine blockiert, viel höher (in Richtung Boden des Geräts) darfst du ihn nicht setzen, sonst fehlt dir dann der Platz für die Platine, die wir für den Mod noch einsetzen. Hier ist genaues Arbeiten gefragt!

Um das Loch zu bohren, markiere die Mitte des Mini-Jacks auf der Aussenseite der Rückwand. Vertiefe die Stelle mit einem Körner, schlage allerdings nicht zu stark, da das Abdeckblech nicht sehr hart ist und sich einfach verbiegt. Danach bohre mit einem kleinen Bohrer vor und mit dem 7mm Bohrer nach. Weite das Loch mit dem Bohrer nicht aus, um sicher zu gehen, dass der Mini-Jack im Loch dann eng sitzt.

Wichtig: Montiere den Mini-Jack noch nicht, teste nur, dass er durchpasst und satt hält.

Die Schaltung löten

Als nächstes löten wir die benötigte Schaltung auf eine kleine Platine. Dazu brauchen wir nur wenige Teile. Man könnte sich überlegen, diese gleich wild an den Mini-Jack zu löten. Wir tun das aber nicht, um einen möglichen Kurzschluss beim Verbiegen der Teile zu verhindern. Lieber etwas mehr Zeit investieren, als das Risiko einzugehen, durch einen Kurzschluss ein SMD Teil auf der Platine zu verbraten, denn das ist normalerweise ein Totalschaden.
 
Wir brauchen:
  • 1 Bipolartransistor – BJT BJT, TO-92BK, 30V, 100mA, NPN, z.B. ein BC549CBK
  • 1 Metallschichtwiderstand 10kOhm, 0.25 Watt, 1%
  • 1 kleine Lochrasterplatine (Amazon Partner Link)
  • 2 x 50cm Litze zum Verkabeln (Amazon Partner Link)
Die Elektronik-Bauteile bekommst du im Fachhandel, mouser.com ist eine gute Bezugsquelle.
 
Die aufzubauende Schaltung sieht wie folgt aus (Quelle: Doepfer):

Das rote und schwarze Kabel wird dann an der unten gelb markierten Stelle an das Panel Board gelötet:

Wir nutzen also den Eingang des Tab Buttons, um unser Sync Signal einzuspeisen.

Wie funktioniert das Ganze überhaupt?

  • Gemäss Standard ist das Sync Signal eine +5V Spannung, welche das Tempo als Spannungsimpulse übertrag. Dabei werden pro Viertelnote 24 (bei Korg 48) Impulse (ppq – pulse per quarter) übertragen. Der zeitliche Abstand zwischen zwei Impulsen ist daher 1/24tel einer Viertelnote. Der Impuls wird als Absenkung der Betriebsspannung von +5V auf 0V signalisiert. Midi hat dieses Prinzip 1:1 übernommen, weshalb Sync Signale problemlos in Midi Sync Signale und umgekehrt wandelbar sind.
  • Auf dem Schaltbild links oben siehst du gelb markiert den Tap Button. Jedes Mal wenn du darauf drückst, wird der Kontakt und damit der Stromfluss unterbrochen. Die Spannung sinkt dann für den Zeitraum deines «Taps» von +5V auf 0V.
  • Unsere Schaltung nimmt das Sync Signal, das über den Mini-Jack von einem Sync sendenden Gerät kommt und wandelt es in einen Impuls um, der genau so aussieht, wie wenn du den Tap Button drückst. Das RE-20 weiss nicht, dass das Signal nicht vom Button sondern über unseren Mod kommt und steuert das Tempo genauso, wie wenn du es manuell eingeben würdest.
  • Wir bauen also einen Mini Jack ein, verbinden ihn mit unserer Mod Schaltung und verbinden diese mit dem Tap Button. Keine grosse Hexerei, wenn man weiss, was zu tun ist.
Die Bestückung der Platine siehst du unten links schematisch. Blau eingezeichnet ist der Widerstand. Der Transistor hat drei Beinchen. Dort ist die Polung wichtig, du musst Emitter, Basis und Collector richtig einlöten (du findest die entsprechenden Markierungen mit EBC unten). Auf der rechten Seite findest du ein Foto der Unterseite der bestückten Platine. Mit den abgezwickten Beinchen des Widerstand und des Transistors habe ich die notwendigen Lötbrücken gemacht. Die Kabel für die Anschlüsse zur Mini Jack Buchse und zum Tab Button habe ich nicht gelötet sondern dafür jeweils ein Terminal angelötet, mit dem ich die Kabel dann anschrauben kann. So lässt sich das Ganze einfacher demontieren. Du kannst aber problemlos die Kabel direkt anlöten.

Wichtig: Löte die Schaltung an der unten eingezeichneten Ecke und lasse die Platine in dieser Grösse, damit wir diese am Schluss gut montieren können.

Das Ganze wird keinen Schönheitspreis gewinnen, aber es ist rock solid und funktioniert tiptop.

Verkabelung und Montage

Als nächstes legen wir die Leitung vom Tap Button auf dem Panel Board zu unserer kleinen Platine. Dazu lötest du auf dem Panel Board je ein 30cm langes schwarzes Kabel an den Minuspol und ein 30cm langes rotes Kabel an den Pluspol. Die beiden Leitungen fixierst du mit einem Kabelbinder, den du durch das Loch für die Gehäuseschraube führst. Durch den Kabelbinder schaffen wir eine Zugentlastung für die Lötstelle. Du kannst dort dann die Platine nicht mehr mit dem Gehäuse verschrauben, was kein Problem ist, weil das Gehäuse dann immer noch mit zehn Schrauben fixiert ist.

Mehr gibt’s am Panel Board nicht zu tun. Lege die Platine in das Gehäuse und schraube sie fest. Kehre das Gehäuse und schraube auf der Oberseite die Muttern der Drehpotis an. Jetzt ist die Platine sauber fixiert.

Drehe das Gehäuse wieder zurück und lege nun die Kunststofffolie über das Panel Board. Und darüber dann das Jack Board. Auf der linken Seite des Jack Boards ziehst du das rote und schwarze Kabel hoch. Danach montierst du das Jack Board mit den Schrauben, steckst die beiden weissen Stecker wieder ein und den Stecker für das Netzteil auf der rechten Seite an seinen Platz am Gehäuserand. Von Aussen schraubst du noch die Muttern der Jack Buchsen fest.

An den Mini-Jack lötest du jetzt ein 10cm langes rotes (Pluspol, kurzer Kontakt) und schwarzes (Minuspol, langer Kontakt) Kabel an (lass dich nicht irriteren von den anderen Farben auf den Fotos). Danach steckst du den Mini-Jack mit den beiden Kabeln durch das gebohrte Loch bis zum Anschlag an das Gehäuse. Der Jack sollte sehr eng in das Loch passen, so dass du ihn auf dem letzten Zentimeter etwas drücken musst. Das hat den Vorteil, dass er dann gut hält. Sollte er nicht halten, musst du ihn mit Heissleim etwas fixieren. Der Jack hätte zwar eine Kontermutter, aber wegen der Konstruktion des Gehäuses kannst du diese nicht anbringen.

Nun verbindest du die zwei Kabel vom Mini Jack und die beiden Kabel zum Tab Button mit unserer kleinen Platine (Löten oder Schrauben, je nachdem, welchen Weg du gewählt hast).

Die Platine legst du danach umgedreht auf die drei Jack Buchsen rechts, so das die angelöteten Bauteile nicht auf den Buchsen aufstehen sondern links von der linken Buchse in den freien Raum ragen. Die Platine fixierst du stirnseitig an der Rückwand des Gehäuses mit Heissleim.

Da unsere Platine relativ nahe am Gehäuseboden sitzt, musst du die gegen den Gehäuseboden gerichtete Seite der Platine isolieren. Das geht gut mit selbstklebenden Silikonpads (Amazon Partner Link).

Schliessen des Gehäuses

Damit ist unser Projekt schon fast beendet. Du musst nur noch das Batteriefach einsetzen, dessen Stecker auf der Platine rechts oben einstecken und das Gehäuse zusammenschrauben. Dann drehst du das Gerät um und steckst die Knöpfe wieder auf die Potis und fertig ist der Mod.

Synchronisation

Wenn du jetzt ein Mono Patch Kabel in die eben installierte Sync Buchse steckst und darüber ein Sync Signal z.B. von einem Sequencer oder einer Drum Machine sendest, erfolgen die Delays genau auf das Tempo synchronisiert. Veränderst du das Tempo, macht das RE-20 die Tempoveränderung unverzüglich mit.

Falls du nur eine Midi Sync Quelle hast, kannst du beispielweise mit dem Valpower ARPSYNC Plexy ein Midi Clock Signal über eine USB Verbindung in ein analoges Sync Signal wandeln und dieses dann mit dem RE-20 verbinden. Auch der Arturia Keystep (Amazon Partner Link) hat einen Sync Out, der das Keystep interne oder über Midi zugespielte Sync Signal wandelt und als +5V Spannung bereitstellt.

Happy jamming!

Kontakt

Falls dich dieser Mod interessiert, du ihn aber nicht selber machen willst oder kannst, übernehme ich das gerne für dich. Sende mir bitte eine Nachricht und wir klären alles Weitere gemeinsam.

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