Der Chorus des Juno 6/60 hat viel zur Faszination beigetragen, die der Synth-Klassiker auch heute noch auf uns Musiker hat. Wenn da nur nicht der Umstand wäre, das der für den Chorus eingesetzte Chip (Panasonic MN3009) über die Jahre ein so starkes Rauschen entwickelt, dass der Noise Generator komplett überflüssig wird.
Bis vor einigen Jahren waren die MN3009 kaum mehr zu bekommen und wenn doch, zu exorbitanten Preisen und meist auch schon in degradiertem Zustand. Xvive Audio hat vor ein paar Jahren diesen Missstand behoben und einen Remake des MN3009 auf den Markt gebracht.
Den alten Rauschgenerator loszuwerden und mit neuen Chips den herrlichen Klang des Juno Chorus wieder herzustellen, steht also nichts mehr im Wege. Wie das geht, kannst du unten lesen.
Falls du den Austausch nicht selber machen willst, übernehme ich das gerne für dich. Schicke mir dazu bitte eine Nachricht über das Kontaktformular.
Für diese Arbeiten benötigst du:
Es sollte klar sein, dennoch zur Sicherheit: Bevor du beginnst, wird das Gerät ausgeschaltet und vom Netz getrennt. Am besten lässt du es 30 Minuten vom Netz getrennt, bevor du es öffnest, damit sich allfällige Restladung in den Kondensatoren entladen kann.
Das Oberteil lässt sich leider nicht so auf den Tisch legen, dass der Synth stabil und plan liegt. Es hat sich daher bewährt, hinter den Synth eine schwere Kiste o.ä. zu stellen und das Oberteil vorsichtlich vertikal daran anzulehnen, so dass der Boden des Synths weiterhin flach aufliegt.
Beim Juno 6 befindet sich die Chorus Schaltung auf dem Panel Board B an der rechten Oberseite. Beim Juno 60 wurde der Chorus als zusätzliche Platine unter dem Bender Board links unten neben der Tastatur untergebracht. Der Grund hierfür war, dass mit der Einführung des Patch Speichers sowie des DCB Interface auf dem Panel Board B schlicht kein Platz mehr für die Chorus Schaltung mehr war und sie daher ein neues «Zuhause» bekommen musste.
Wie du auf der Grafik oben siehst (Ansicht Panel Board B von unten, also so, wie du es im eigebauten Zustand siehst), verfügt der Juno 6 über zwei Chorus Chips. Dies obwohl der Synth in der Klangerzeugung nur ein Monosignal liefert. Beide Chips werden mit diesem Monosignal gefüttert und verzögern es um wenige Millisekunden. Das originale und das verzögerte Signal werden danach zusammengemischt. Das rechte Signal wird dabei noch in der Phase verschoben, sodass es zwischen linken und rechten Signal zu keinen (zusätzlichen) Auslöschungen kommt. Beide Signale werden dann getrennt als linker und rechter Kanal zum Line out des Juno geführt.
Da die Chips auf der Oberseite des Panel Boards sitzen, müssen wir dieses demontieren. Die schlechte Nachricht: Panel Board A und Panel Board B sind so miteinander verbunden, dass du beide demontieren musst, um sie herunternehmen und am Panel Board B arbeiten zu können.
Dazu musst du auf der Oberseite zunächst alle Kappen Potentiometer (Fader) abziehen. Die farbigen Köpfe der Tastschalter können montiert bleiben. Die Kippschalter bringst du bitte wo möglich in die mittlere Position. Alle anderen kippst du nach oben.
Als nächstes legst du unterhalb der Panel Boards über das Netzteil und das CPU Board des Juno zu deren Schutz einen dicken Karton. Nachdem du erst die Schrauben des Panel Board B, dann des Panel Board A gelöst hast, nimm die beiden Boards ab und lege sie auf den Karton. Ab hier musst du sehr vorsichtig arbeiten, damit du keine Komponenten des CPU Boards beschädigst. Wenn dir das zu unsicher ist, kannst du Panel Board A und B auch ganz herausnehmen. Dazu musst du vor der Demontage erst allen Kabelsträngen von Panel Bard A zum CPU Board nachgehen, die entsprechenden Kabelbinder auftrennen und die weissen Stecker vom CPU Board ziehen (Hinweis: Alle Kabel vom Panel Board B gehen zum Panel Board A, du brauchst dort also nichts zu entfernen). Ziehe dabei nicht an den Kabeln sondern an den weissen Stecker.
Falls du eine elektrische Entlötpumpe hast, sollte das Entlöten im Handumdrehen erledigt sein und die beiden Chips bestenfalls von alleine herausfallen. Wer mit dem Lötkolben arbeitet, hat zwei Möglichkeiten. Der geübte Löter verzinnt erst auf beiden Seiten alle vier Beinchen miteinander und schafft damit eine Temperaturbrücke. Wird das Lot jetzt an einer Stelle erwärmt, sollte es über alle vier Beinchen flüssig werden. Sobald es flüssig ist, wird der Chip auf dieser Seite vorsichtig und ohne Gewalt etwas angehoben. Das geht beispielsweise mit einem feinen Schraubenzieher, mit dem man unter den Chip fährt und den man leicht anhebt. Dieses Vorgehen wiederholst du abwechselnd auf beiden Seiten des Chips, bis der Chip freiliegt. Der nicht so erfahrene Löter knipst mit einem Seitenschneider erst alle Beinchen des Chips auf der Komponentenseite des Boards ab und entlötet danach jedes Beinchen einzeln. Mein Rat: Leiste dir eine elektrische Entlötpumpe – das geht nicht nur schneller und sauberer sondern stellt auch das kleinere Risko für das Board dar. Aus eigener Erfahrung kann ich dir dieses preisgünstige Modell (Amazon Partner Link) empfehlen
Nachdem die Chips entfernt sind, stelle sicher, dass die Lötaugen von Lot gesäbert sind, so dass die Beinchen der neuen Elkos problemlos hindurch passen. Das geht mit der Entlötpumpe problemlos, ist alternativ aber auch mit Entlötlitze und mehr Zeit machbar.
Es ist eine best practise, Bauteile, die in Zukunft möglicherweise erneut ersetzt werden müssen, nicht fest auf der Platine zu verlöten, sondern einen Stecksockel zu verwenden, der mit der Platine verlötet wird, während der Chip nur auf den Sockel gesteckt wird.
Ich empfehle dir daher, als nächstes einen IC Sockel einzulöten. Du brauchst dazu einen DIP8 (dual inline package) Sockel mit 2 x 4 Kontakten und einem Rastermass von 2.5 mm. Der Sockel sollte auf einer der beiden Stirnseiten eine halbrunde Aussparung haben, welche die Seite mit dem Pin 0 markiert. Auf der Platine findest du eine entsprechende Markierung. Stelle sicher, dass du den Sockel entsprechend der Markierung auf der Platine korrekt ausgerichtet einlötest.
Sobald die Sockel eingelötet sind, kannst du die neuen Chorus Chips vorsichtig mit gleichmässigen Druck in die Sockel einsetzen.
Damit ist der Austausch bereits erledigt und der Zusammenbau kann beginnen.
Bei der Montage der beiden Panel Boards gehe in umgekehrter Reihenfolge vor: Schraube erst das Panel Board B an, danach das Panel Board A. Falls du Kabel ausgesteckt haben solltest, stecke diese wieder ein. Solltest du Kabelbinder aufgetrennt haben, zurre die Kabelstränge an den gleichen Stellen wieder mit neuen Kabelbindern fest und knipse den überstehenden Teil des Kabelbinders mit dem Seitenschneider ab.
Nachdem alles wieder montiert und richtig zusammengesteckt ist, mache eine kurze Funktionskontrolle. Dazu klappst du den Deckel des Junos zu, steckst einen Kopfhörer ein, den Juno an das Stromnetz an und schaltest ihn ein. Wenn du alles richtig gemacht hast, solltest du jetzt einen (fast) rauschfreien Chorus haben.
Übrigens: Man kann (und sollte) den Chorus nach Spezifikation von Roland abstimmen, damit er auch wirklich so fantastisch klingt, wie er klingen sollte. Da dies nicht mit zwei Handgriffen durch Laien zu erledigen ist, habe ich diesen Schritt hier bewusst ausgelassen.
Zum Schliessen des Gehäuses klappe das Oberteil herunter und fixiere es mit den jeweils zwei Schrauben auf beiden Seiten des Junos. Und zum guten Schluss steckst du die Kappen wieder auf die Fader.
Falls du dir den Austausch und/oder die Kalibrierung des Chorus nicht zutraust, kann ich das gerne für dich übernehmen. Sende mir bitte eine Nachricht und wir klären alles Weitere gemeinsam.